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„Ich sehe mich als Initialzünder“

Nach dem Aus im Playoff-Halbfinale versuchte Hallensprecher Tom Böttcher das Unmögliche. Im Fantalk sprach er direkt nach dem Spiel zu den Alba-Fans: „Stimmen euch ein paar Statistiken aus dem Spiel fröhlich? Sollen wir Bayern-Witze erzählen?“ Die Fans waren kaum zu erheitern, zu bitter war das Ausscheiden.

Der Hallensprecher moderiert auch die Morgensendung von RadioEins. Zu Heimspielen der Albatrosse gibt er aber in der O2-World alles für den Erfolg („Holen wir uns die Kirsche auf der Sahnetorte!„). Mit aktuellinfo sprach Böttcher darüber, wie er die Fans anheizt und wie er das Ausscheiden von Alba verarbeitet.

Herr Böttcher, im gestrigen Spiel gab es Phasen, in denen die Fans wegen des Rückstands unter Schock standen. Was sind Ihre Techniken, um als Hallensprecher in solchen Situationen wieder zu lauter Stimmung zu animieren?

Böttcher: „Die Fans bei Alba haben einen hohen Basketball-Verstand und wissen genau, wann stimmungsmäßig etwas zu bewegen ist. Ich sehe mich als Initialzünder, der eher versucht, das „normale Publikum“ zu animieren, das möglicherweise noch nicht oft die Erfahrung gemacht hat, dass man im BB auch einen 20-Punkte-Rückstand noch aufholen kann. Ich schrei sie nicht an, sondern versuche ihnen durch meine Erfahrung zu vermitteln, dass sie eine Menge Spaß haben können.“

Welchen Einfluss sprechen Sie den Fans auf den Spielverlauf zu und welchen Einfluss Ihnen als Motivator?

Böttcher: „Die Fans haben einen sehr großen Einfluss auf das Spiel, sie pushen das eigene und verunsichern das gegnerische Team. Mein Einfluss ist begrenzt, Hallensprecher sollten nie  Alleinunterhalter sein.“

Warum hat es gegen den FC Bayern München trotz zuvor makelloser Heimbilanz nicht gereicht?

Böttcher: „Möglicherweise lag es an solch profanen Dinge wie der Trefferquote.  Die war bei Alba schlecht, bei München grandios. Auf keinen Fall lag es am Einsatz und Willen. Der war riesig. Es gibt halt so Tage, wo zu wenig von außen fällt, tragischerweise war das in diesem Entscheidungsspiel so.“

Wie ist Ihre Devise nach einer solch enttäuschenden Niederlage: Volle Kraft voraus oder in Stille trauern?

Böttcher: „Wenn die Saison weitergeht, dann natürlich volle Kraft voraus und gleich in nächsten Spiel besser machen. Wenn die Saison – wie gestern – durch einen fehlenden Korb so abrupt endet, dann fühle ich große Traurigkeit und lebe die auch aus. Mit Leib und Seele heißt ja nicht nur Jubel, Trubel, Heiterkeit, sondern auch Mitfiebern und Mitleiden, vor allem bei so einem bewundernswerten Team wie diese Saison. Wahnsinnstypen, hat richtig Spaß gemacht!“


 

Mehr zu Tom Böttcher: https://mein.radioeins.de/profile/profileView.xhtml?userId=157750865

Verwendung des Bildes mit freundlicher Genehmigung von Thomas Schmidt, radioeins und Tom Böttcher.

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Super! Oder einfach nur schade?

Es ist sehr schön. Zugleich ist es schade, wenn ein Spiel wie das Endspiel um den Finaleinzug zwischen Alba Berlin und dem FC Bayern München so alles bietet, was der Sport dramaturgisch zu bieten hat. Man ist hin und hergerissen. Denn zum einen geben Spiele wie diese dem Basketball als Sportart Auftrieb, zum anderen nimmt sie kaum Jemand wahr.

Dabei gibt es doch so viel Sehenswertes. Bayern-Trainer Pešić wird der Halle verwiesen, schreitet schimpfend Richtung Ausgang. Die Berliner rufen ihm hämisch hinterher, die Münchener Fans entgegnen: „Berlin, Berlin, wir scheißen auf Berlin.“ Der FCB führt gerade – bringen sie das Spiel auch ohne ihren Cheftrainer gut zu Ende? Auch Alba-Trainer Saša Obradović ist nicht zu halten, macht die Defense-Aktionen seiner Spieler am Seitenrand mit. Emotionen pur.

Kurz vor dem Spielende steht es Unentschieden. Die Antwort eines Bayern-Spielers? Mit Ablauf der 24-Sekunden-Uhr versenkt er im Fallen einen Dreier. Sekunden später kontern die Berliner mit einem Alley-Oop aus, erhalten dazu einen Freiwurf – wieder Ausgleich. Die Fans gehen lautstark mit, es hält keinen mehr auf den Sitzen. Dramatik pur.

34 lange Spiele ging die Saison, doch in diesem fünften Spiel des Halbfinals entscheidet sich für beide Teams, ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Man sieht die Hektik auf den Ersatzbänken, auf dem Feld wird um jeden Zentimeter gerungen. Bullige Center-Spieler beharken sich unter dem Korb, ballführende Aufbauspieler werden bedrängt, der Schlüsselspieler für den entscheidenden Wurf gesucht. Hektik pur.

All das verfolgen 11 443 Zuschauer in einer Sporthalle. Manche über Liveticker im Internet, keiner vor dem Fernseher. Am nächsten Tag werden auch die meisten Zeitungen nicht großflächig von einem dramatischen Spiel berichten. Natürlich geht es weder im Basketball, Handball oder Volleyball um Gelder, die dem Fußball nahe kommen.

Die Brisanz des Kämpfens um immense Summen mag diesen Sportarten fehlen. Aber geht es für den Sportfan nicht zuerst und hauptsächlich um das Spielgeschehen? Alleine in einem Basketball-Spiel boten zwei Mannschaften im Playoff-Halbfinale das Meiste von dem, was im Fußball so bejubelt wird. Warum also tun wir Sportfans so, als sei alleine der Fußball sehenswert? Wollen wir auch andere Sportarten sehen, wird über diese auch mehr berichtet werden.

 

 

München holt sich die Kirsche

Am Ende hatte dieses entscheidende Spiel alles geboten, wovon ein neutraler Basketballfan träumt. Sogar eine Verlängerung gab es, in der die Anspannung jedem Akteur und auch den 11 400 Fans anzusehen war. Letztlich setzte sich der FC Bayern München bei Alba Berlin mit 96:101 durch. Hauptverantwortlich dafür ist eine unglaubliche Dreierquote der Gäste: Mit 14 Dreiern landete die Hälfte aller Versuche im Korb – so viele, wie die Alba-Spieler überhaupt nahmen. Getroffen haben die Berliner dann aber nur drei.

„Holen wir uns die Kirsche auf der Sahnetorte“, rief der Berliner Hallensprecher die Fans nochmal zur Unterstützung auf. In der Overtime ging es aber längst nicht mehr darum, spielerisch zu überzeugen. Beide Teams setzten auf ihre besten Akteure. Auf Seiten der Albatrosse war das an diesem Abend Jamel McLean mit 29 Punkten, bei den Gästen Nihad Djedovic mit 30 Zählern.

Berlin in heimischer Halle gegen Bayern bis dato ungeschlagen

Dabei sprach die Ausgangslage vor dem Spiel ganz klar für Alba Berlin. Zwei zu zwei stand es in der Playoff-Halbfinal-Serie gegen die Münchener. Jeweils hatte das Heimteam gewinnen können, Alba dabei immer sehr deutlich. Alle fünf Heimspiele in Liga und Pokal konnten sie in dieser Saison gegen den FC Bayern München gewinnen. So schienen die Gästespieler vor der Partie bedächtig auf die durch Nebel und Feuerinszenierung einlaufenden Berliner Spieler zu schauen.

Auch ein Pressing über das ganze Feld sowie ein Steal und ein Block zu Beginn ließ die Alba-Fans auf einen stürmischen Beginn hoffen. Der Bayern-Trainer Svetislav Pešić war sieben Jahre für Alba Berlin als Coach aktiv. Nun stand er für die Münchener an der Seitenlinie, besser gesagt auf dem Spielfeld – wild gestikulierend musste er des Öfteren von den Schiedsrichtern hinter die Seitenlinie beordert werden.

Ein erfahrener Dreh- und Angelpunkt der Bayern: Heiko Schaffartzik

Der Spielbeginn seines Teams lief nicht gut, ehe Pešić bereits nach drei Minuten den Aufbauspieler Heiko Schaffartzik einwechselte. Der 31-Jährige, ein Mann für die unmöglichen Würfe, brachte Struktur ins Angriffsspiel der Münchener. Ausgerechnet er, auch ein ehemaliger Berliner, löste die Ganzfeldpresse von Alba geschickt und leitete zugleich einen Fastbreak ein – die Pfiffe der Berliner Fans gegen ihn ließen nicht lange auf sich warten. Auch mit einem Dreier weit hinter der Linie holte er die Gäste emotional ins Spiel zurück.

So arbeiteten die Bayern dagegen an, dass sich Berlin vom 12:7 weiter absetzt. Kurz vor Ende des ersten Viertels stellten die Bayern ebenfalls auf eine Ganzfeldpresse um. Bis zur Halbzeit ging der Kampf weiter: Alba versuchte einen Vorsprung zu erspielen, die Bayern versuchten dran zu bleiben.

Co-Trainer des FC Bayern zu Aktuellinfo: „Gegen Alba Rebounds kontrollieren“

Die Berliner hatten unter dem Korb deutliche Vorteile, holten sich die Rebounds. Auf dieser Position schwächten sich die Münchener dann auch noch selbst, als John Bryant wegen seines bereits dritten Fouls zur Hälfte des zweiten Viertels vorsorglich ausgewechselt wurde. Im Gespräch mit Aktuellinfo betonte Emir Mutapic, Co-Trainer der Bayern, wie wichtig die Rebounds in dieser Serie sind.

Es entwickelte sich ein enges Spiel. Alba-Trainer Saša Obradović war nun trotz guter Hallenlautstärke bis auf die Tribüne zu hören. Längst war klar: Einfach abfertigen lassen sich die Bayern heute nicht. Sein erfahrener Gegenüber sorgte dann für einen Eklat: Pešić monierte eine Schiedsrichter-Entscheidung, erhielt ein technisches Foul. Nachdem er diese Strafe ausgiebig beklatschte, wurde er aus dem Innenraum verwiesen. „Pešić raus“, riefen ihm die Berliner Fans hinterher. Sein Co-Trainer Mutapic musste übernehmen.

Am Ende entschieden Details: FC Bayern München abgezockter

Auf die Spielweise der Bayern hatte der Feldverweis keine sichtbaren Auswirkungen. Beide Teams spielten bisweilen unsicher, auch der hohen Spannung geschuldet. So ging es in die Verlängerung, in der von Anfang an die Gäste überlegen waren. Zur Hälfte der fünfminütigen Overtime warf der Star des FC Bayern, Djedovic, einen Dreier „ins Gesicht“, über den direkt vor ihm stehenden Verteidiger.

Den Vier-Punkt-Rückstand hatten die Berliner dann aber zum 96:96 schnell wieder egalisiert. Beide Teams versuchten nun irgendwie an Punkte zu kommen, sei es durch das Ziehen eines Fouls – angesichts dessen, dass beide Mannschaften bereits fünf Mannschaftsfouls hatten, eine kluge Waffe. Die Bayern entschieden die letzten Nuancen mit ein wenig mehr Abgeklärtheit für sich.

Das Aus kam für die Berliner überraschend. Über die Gründe äußerte sich Alba-Sportdirektor Mithat Demirel exklusiv gegenüber Aktuellinfo.

Aktuellinfo: Können Sie sagen, warum es heute aus spieltechnischer Sicht nicht gereicht hat gegen die Bayern?
Demirel: „Es war ein fünftes Spiel, da kann alles passieren. Wir hatten auch einen freien Wurf am Ende. Es kann so oder so laufen. Ich glaube, die Jungs haben alles gegeben. Ein bisschen Glück gehört in einer solchen Partie dann auch dazu, das war heute nicht auf unserer Seite.“

Wie zufrieden können Sie trotzdem mit der Saison sein?
Demirel: „Das ist jetzt schwer, nach so einer Intensität jetzt ein Fazit zu ziehen. Das werden wir in den nächsten Tagen und Wochen machen.“

Werden Sie den Kader halten, beziehungsweise verstärken können?
Demirel: „Das werden wir auch in den nächsten Wochen angehen.“

 

Mit Rebounds zur Meisterschaft

Deutsche Basketballfans beobachten derzeit gespannt die Duelle zwischen dem FC Bayern München und Alba Berlin. In dem Playoff-Halbfinale steht es 1:1, der Ausgang ist offen. In der ersten Partie konnten die Berliner vor eigenem Publikum mit 81:55 ein deutliches Ausrufezeichen setzen. Die Münchener reagierten und glichen in ihrem ersten Heimspiel der Best-of-Five-Serie aus.

Im Gespräch mit aktuellinfo schätzt Emir Mutapcic, Assistenztrainer des FC Bayern, die Chancen gegen den Hauptstadtclub ein. Der Co-Trainer der Bayern, der auch Muki genannt wird, war 1991 selbst zwei Jahre für Alba Berlin aktiv. Er kennt den Gegner und ist zuversichtlich, das Finale zu erreichen – wenn die Bayern die Rebounds unter Kontrolle bekommen. Im Finale warten die Brose Baskets Bamberg.

Was sind die großen Stärken des FC Bayern, mit denen sie Alba Berlin bezwingen möchten?

Emir Mutapcic: „Unsere Bank ist wichtig. Wir müssen noch einmal spielen, wie das letzte Spiel in München. Wir müssen taff spielen, hart. Ich glaube, unsere zwölf Spieler sind besser, als die von Alba. Aber das müssen wir auf dem Spielfeld zeigen.“

Was hat Ihnen bei im ersten Spiel in Berlin am meisten Probleme gemacht?

Mutapcic: „Die Rebounds. Gegen Alba sind die Rebounds immer sehr wichtig, um zu gewinnen. Wir haben auch im ersten Spiel die Rebounds verloren und deshalb das Spiel verloren. Das bedeutet, uns erwartet ein schweres Spiel. Wir müssen die Rebounds kontrollieren.“

Wie realistisch sehen Sie die Chancen, ins Finale zu kommen und die Meisterschaft zu gewinnen?

Mutapcic: „Realistisch ist es schon, wir haben unsere Qualität. Die müssen wir durchsetzen, körperlich spielen, taff spielen und die Rebounds kontrollieren. Dann haben wir eine Chance.“