München holt sich die Kirsche

Am Ende hatte dieses entscheidende Spiel alles geboten, wovon ein neutraler Basketballfan träumt. Sogar eine Verlängerung gab es, in der die Anspannung jedem Akteur und auch den 11 400 Fans anzusehen war. Letztlich setzte sich der FC Bayern München bei Alba Berlin mit 96:101 durch. Hauptverantwortlich dafür ist eine unglaubliche Dreierquote der Gäste: Mit 14 Dreiern landete die Hälfte aller Versuche im Korb – so viele, wie die Alba-Spieler überhaupt nahmen. Getroffen haben die Berliner dann aber nur drei.

„Holen wir uns die Kirsche auf der Sahnetorte“, rief der Berliner Hallensprecher die Fans nochmal zur Unterstützung auf. In der Overtime ging es aber längst nicht mehr darum, spielerisch zu überzeugen. Beide Teams setzten auf ihre besten Akteure. Auf Seiten der Albatrosse war das an diesem Abend Jamel McLean mit 29 Punkten, bei den Gästen Nihad Djedovic mit 30 Zählern.

Berlin in heimischer Halle gegen Bayern bis dato ungeschlagen

Dabei sprach die Ausgangslage vor dem Spiel ganz klar für Alba Berlin. Zwei zu zwei stand es in der Playoff-Halbfinal-Serie gegen die Münchener. Jeweils hatte das Heimteam gewinnen können, Alba dabei immer sehr deutlich. Alle fünf Heimspiele in Liga und Pokal konnten sie in dieser Saison gegen den FC Bayern München gewinnen. So schienen die Gästespieler vor der Partie bedächtig auf die durch Nebel und Feuerinszenierung einlaufenden Berliner Spieler zu schauen.

Auch ein Pressing über das ganze Feld sowie ein Steal und ein Block zu Beginn ließ die Alba-Fans auf einen stürmischen Beginn hoffen. Der Bayern-Trainer Svetislav Pešić war sieben Jahre für Alba Berlin als Coach aktiv. Nun stand er für die Münchener an der Seitenlinie, besser gesagt auf dem Spielfeld – wild gestikulierend musste er des Öfteren von den Schiedsrichtern hinter die Seitenlinie beordert werden.

Ein erfahrener Dreh- und Angelpunkt der Bayern: Heiko Schaffartzik

Der Spielbeginn seines Teams lief nicht gut, ehe Pešić bereits nach drei Minuten den Aufbauspieler Heiko Schaffartzik einwechselte. Der 31-Jährige, ein Mann für die unmöglichen Würfe, brachte Struktur ins Angriffsspiel der Münchener. Ausgerechnet er, auch ein ehemaliger Berliner, löste die Ganzfeldpresse von Alba geschickt und leitete zugleich einen Fastbreak ein – die Pfiffe der Berliner Fans gegen ihn ließen nicht lange auf sich warten. Auch mit einem Dreier weit hinter der Linie holte er die Gäste emotional ins Spiel zurück.

So arbeiteten die Bayern dagegen an, dass sich Berlin vom 12:7 weiter absetzt. Kurz vor Ende des ersten Viertels stellten die Bayern ebenfalls auf eine Ganzfeldpresse um. Bis zur Halbzeit ging der Kampf weiter: Alba versuchte einen Vorsprung zu erspielen, die Bayern versuchten dran zu bleiben.

Co-Trainer des FC Bayern zu Aktuellinfo: „Gegen Alba Rebounds kontrollieren“

Die Berliner hatten unter dem Korb deutliche Vorteile, holten sich die Rebounds. Auf dieser Position schwächten sich die Münchener dann auch noch selbst, als John Bryant wegen seines bereits dritten Fouls zur Hälfte des zweiten Viertels vorsorglich ausgewechselt wurde. Im Gespräch mit Aktuellinfo betonte Emir Mutapic, Co-Trainer der Bayern, wie wichtig die Rebounds in dieser Serie sind.

Es entwickelte sich ein enges Spiel. Alba-Trainer Saša Obradović war nun trotz guter Hallenlautstärke bis auf die Tribüne zu hören. Längst war klar: Einfach abfertigen lassen sich die Bayern heute nicht. Sein erfahrener Gegenüber sorgte dann für einen Eklat: Pešić monierte eine Schiedsrichter-Entscheidung, erhielt ein technisches Foul. Nachdem er diese Strafe ausgiebig beklatschte, wurde er aus dem Innenraum verwiesen. „Pešić raus“, riefen ihm die Berliner Fans hinterher. Sein Co-Trainer Mutapic musste übernehmen.

Am Ende entschieden Details: FC Bayern München abgezockter

Auf die Spielweise der Bayern hatte der Feldverweis keine sichtbaren Auswirkungen. Beide Teams spielten bisweilen unsicher, auch der hohen Spannung geschuldet. So ging es in die Verlängerung, in der von Anfang an die Gäste überlegen waren. Zur Hälfte der fünfminütigen Overtime warf der Star des FC Bayern, Djedovic, einen Dreier „ins Gesicht“, über den direkt vor ihm stehenden Verteidiger.

Den Vier-Punkt-Rückstand hatten die Berliner dann aber zum 96:96 schnell wieder egalisiert. Beide Teams versuchten nun irgendwie an Punkte zu kommen, sei es durch das Ziehen eines Fouls – angesichts dessen, dass beide Mannschaften bereits fünf Mannschaftsfouls hatten, eine kluge Waffe. Die Bayern entschieden die letzten Nuancen mit ein wenig mehr Abgeklärtheit für sich.

Das Aus kam für die Berliner überraschend. Über die Gründe äußerte sich Alba-Sportdirektor Mithat Demirel exklusiv gegenüber Aktuellinfo.

Aktuellinfo: Können Sie sagen, warum es heute aus spieltechnischer Sicht nicht gereicht hat gegen die Bayern?
Demirel: „Es war ein fünftes Spiel, da kann alles passieren. Wir hatten auch einen freien Wurf am Ende. Es kann so oder so laufen. Ich glaube, die Jungs haben alles gegeben. Ein bisschen Glück gehört in einer solchen Partie dann auch dazu, das war heute nicht auf unserer Seite.“

Wie zufrieden können Sie trotzdem mit der Saison sein?
Demirel: „Das ist jetzt schwer, nach so einer Intensität jetzt ein Fazit zu ziehen. Das werden wir in den nächsten Tagen und Wochen machen.“

Werden Sie den Kader halten, beziehungsweise verstärken können?
Demirel: „Das werden wir auch in den nächsten Wochen angehen.“

 

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