Frauenquote: Durchbruch oder nur ein Anfang?

Gestern wurde die Frauenquote im Bundestag beschlossen. Da passt der morgige Weltfrauentag gut ins Bild. Doch ist eine Quote wirklich förderlich für mehr Gleichheit?

Für die Abstimmung reichte die Mehrheit der schwarz-roten Bundesregierung. Die Grünen sowie die Linke enthielten sich. 30 Prozent soll der Frauen-Anteil in Aufsichtsräten zukünftig sein – im vergangenen Jahr erreichten die DAX-30-Unternehmen laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung  knapp 25 Prozent.

Strafe bei Nicht-Beachtung: Posten bleiben unbesetzt

Das neue Gesetz betrifft 108 börsennotierte Unternehmen. Diese müssen ab 2016 dafür sorgen, in ihren Aufsichtsräten eine Frauenanteil von 30 Prozent zu haben. Bis diese Quote erreicht ist, dürfen nur Frauen in Aufsichtsräten eingestellt werden. Solange bleiben Posten unbesetzt, sollte es keine Bewerberin auf die Stelle geben. Anderweitige Sanktionen sind nicht vorgesehen.

Etwa 3500 mittelgroße Unternehmen sind am Rande von dem neuen Gesetz betroffen. Diese müssen sich ein eigenes Quotenziel für Frauen in Führungspositionen setzen und dieses veröffentlichen. Daran können sie gemessen werden – Sanktionen für ein Nicht-Erreichen der Quote gibt es für diese Unternehmen ebenfalls nicht.

In ihrem Kommentar für DIE ZEIT kritisiert Frida Thurm: „70 Prozent der Stühle bleiben von Männern besetzt.“ Da sei es armselig, dass die Frauenqote als Erfolg gelte. Den Beschluss begrüßten die Grünen und die Linke in ihren Reden im Bundestag zwar, hätten sich aber höhere Quoten (Die Grünen 40 Prozent, Die Linke 50 Prozent) gewünscht.

Frauen in Führungspositionen: Quote statt Qualität?

„Der Tag, an dem wir dieses Gesetz wieder abschaffen, wird der beste Tag für Frauen sein“, kommentiert Nadine Schön (MdB für die CDU) den Beschluss. Denn an diesem Tag brauche man „keine gesetzlichen Maßnahmen mehr, um Frauen in Führungspositionen zu bekommen“.

Doch genau dafür sei die Frauenqote da, befindet Frida Thurm (DIE ZEIT) in ihrem Kommentar: „Um das Old-Boys-Netzwerk aufzubrechen und dafür zu sorgen, dass Chefs nicht immer nur diejenigen befördern, mit denen sie Bier trinken gehen.“

Den Zwang, den die Quote mit sich bringt, kritisiert auch Jasper von Altenbockum in einem Kommentar für die Frankfurter Allgemeine: „Eine Quote ist aber etwas anderes als ein Recht. Das eine macht zum Objekt, das andere zum Subjekt.“ Doch ohne die Quote funktioniere es nicht, befindet Anna von Münchhausen in der Zeit: „Wie die Vergangenheit bewiesen hat, wird es sonst nie etwas.“ In der Besetzung von Führungspositionen finde „aktive Diskrimierung statt.“

Auf Unternehmen wie Volkswagen, RWE (beide bisher 15 Prozent Frauenanteil in Aufsichtsräten) oder E.ON (17 Prozent) wartet mit dem neuen Gesetz eine große Aufgabe. Andere widerrum haben die Quote bereits in ihren Aufsichtsräten erreicht: Die Deutsche Telekom und die Deutsche Post liegen mit 35 Prozent an der Spitze der zehn umsatzstärksten DAX-Unternehmen.

 

Weiterführende Quellen:

Frida Thurm nennt in ihrem Kommentar für DIE ZEIT männerlastig besetzte Posten in Wirtschaft und Politik:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-03/frauenquote-bundestag-gesetz

Der Spiegel nennt alternative Gesetzentwürfe anderer Parteien sowie Bedenken rund um die Frauenquote:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/deutscher-bundestag-beschliesst-frauenquote-a-1022093.html

Eine vorläufige Liste der vom Gesetz betroffenen Unternehmen (eine Liste der DPA, von der ARD veröffentlicht):

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/frauenquote-151~_origin-a3adf409-fda7-4867-abf1-5d7285e74fbb.html

Jasper von Altenbockum kritisiert in der Frankfurter Allgemeinen die Quote. Diese mache die Frauen zu einem Objekt:

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kommentar-zur-einfuehrung-der-frauenquote-selbst-ist-die-frau-13468414.html

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